„Herzlichen Glückwunsch, dass du heute vor 32 Jahren Mutter geworden bist.“, murmelte ich heute morgen nach dem Aufstehen in meine Kaffeetasse.

Später dann am Telefon zu meiner Mama: „Herzlichen Glückwunsch, dass du heute vor 32 Jahren Oma geworden bist.“

Noch etwas später zu meinem Mann: „Herzlichen Glückwunsch, dass du heute vor 32 Jahren Papa geworden bist.“

Er dann so: „Ja, und ich gratuliere dir. Du warst noch ein Mädchen. Und plötzlich warst du Mutter.“

Gleich werden wir zusammen eine Etage nach oben gehen um dem Geburtstagskind zu gratulieren.

Jedes Jahr, so kurz vor Weihnachten die Erinnerung. Wie es damals war, als ich Mama wurde. Ich war selber noch ein Mädchen. Eine Anleitung zum Elternsein hatten wir nicht. Ich hatte so meine Vorstellungen, wie ich es gerne machen möchte. Wusste genau, was ich will und was ich nicht will. Und dann kam doch alles anders.

Vor zwei Wochen fand ich beim Suchen nach einer Romanreihe, die ich vor 32 Jahren gelesen hatte, in den Kartons alte Erziehungsratgeber. Ich hab sie damals verschlungen. Alle Mühlan Bücher, Thomas Gordons Familienkonferenz  und allem voran Ross Campbell mit seinem für mich wertvollsten Buch „Kinder sind wie ein Spiegel“. Ich hab mich daran erinnert, dass es mein größtes Anliegen war, meinen Kindern eine gute Mutter zu sein. Sie mit Liebe und Respekt zu erziehen und ihnen die christlichen Werte zu vermitteln. Das ist mir mal mehr mal weniger gelungen. Aber ich hab es so gut gemacht wie ich konnte.

Letztens schickte mir der Große ein Video, bei dem eine junge Mutter erklärte, warum die heutigen Mütter immer so gestresst seien. Und warum es die Mütter früher so viel einfacher hatten, obwohl sie oft vier und mehr Kinder hatten.

Heute wäre es ja so anstrengend, dem Kind zu sagen, es solle seine Zähne putzen, wenn es das nicht will. Und diese Endlosdiskussionen, die wären so nervenaufreibend, und sie wäre da ja so erschöpft………und früher hätte man dem Kind einfach eine geknallt, und dann hätte es nie wieder getraut, die Zähne nicht zu putzen. Aus Angst vor Schläge. Aber das wolle man ja heute nicht mehr, weil man ja nicht so werden wolle wie die ältere Generation, die ja ziemlich viel Mist gebaut hat….

Der Große ist richtig genervt, von solchen Aussagen. Er findet, er hatte eine gute Kindheit. Und kann sich nicht daran erinnern, dass er Zähneputzen durch Schläge gelernt hat.

Bestimmt haben wir nicht immer alles richtig gemacht. Bestimmt machen die Mamas das heute aber auch nicht. Ich glaube, jede gibt ihr Bestes, immer nach ihren Möglichkeiten. Ich würde vor allen Dingen weder pauschalisieren noch moralisieren.

Ich fand das Video fast ein bisschen widersprüchlich. Weil ich mir so dachte: Also, wir hatten es früher auch nicht so einfach. Ich war auch oft gestresst. Ich hatte vier kleine Kinder. Und weder Oma noch Opa in der Nähe. Wir haben unsere Kinder damals nicht einfach vor das iPad gesetzt oder ihnen ein Smartphone in die Hand gegeben. Gab’s damals ja noch nicht. Hätten wir heute vielleicht auch gemacht…..

Aber ich erinnere mich an pädagogisch wertvolles Holz-Spielzeug. Und auch an nicht pädagogisches Plastikzeugs…..das haben die Kinder oft noch mehr geliebt ;-)

Daran, dass ich mit den Kindern viel draußen war, gebacken, gebastelt, gespielt und vorgelesen habe. Auch daran, dass ich dazu manchmal keine Lust hatte. Oder mir die Zeit nicht genommen habe. Dass sie erst mit drei Jahren in den Kindergarten kamen. Und nur bis mittags geblieben sind. Weil ich nachmittags Zeit mit ihnen verbringen wollte. Wir haben damals keine Zeit vertrödelt, um in den Sozialen Medien unterwegs zu sein. Weder beim Anschauen noch beim Posten von irgendwelchen Beiträgen oder Storys. Würden wir heute vielleicht auch tun. Da ist die heutige Generation so viel mehr herausgefordert.

Ich erinnere mich, dass ich viel weniger gearbeitet habe. Weil ich mittags zu Hause sein wollte, wenn die Kinder von der Schule kamen. Weil ich mittags was gesundes kochen wollte. Vielleicht müsste ich heute mehr arbeiten, damit das Geld reicht.

Wir waren auch gestresst. Aber haben auch versucht es so gut zu machen, wie es uns möglich ist. Und das ist uns sicherlich auch nicht immer gelungen. Die Mamas heute machen es bestimmt auch so gut, wie es ihnen möglich ist. Aber gelingt ihnen auch nicht immer.

Was ich aber auf keinen Fall möchte, ist immer ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich hätte dies falsch, und das falsch gemacht. Und hätte dieses besser und jenes noch besser machen können. Weil, das hätte jeder von uns…..egal welche Generation. Niemand macht immer alles richtig. Ich nicht, und du auch nicht.

Aber eins, das können wir alle: Unsere Kinder lieben. Und sie das wissen lassen.

Meine Mama heute nach unserem Telefonat: „Ich hab dich lieb, vergiss das nicht.“

Ich weiß das Mama.

hm