Erfahrungen, die wir in unserer Vergangenheit gemacht haben, wirken sich nachhaltig auf unser Verhalten in der Gegenwart und Zukunft aus. Vor allen Dingen frühkindliche emotionale Erfahrungen prägen uns.

Darüber habe ich mit meinen Lebe-leichter-Teilnehmern in der Woche Nummer sieben, wo es um die Gewohnheiten geht gesprochen. Wir haben uns ein bisschen über das innere Kind in uns unterhalten, und wie uns das oft in bestimmten Situationen noch heute handeln lässt. Gut und schlecht. Dass wir trotz unseren Prägungen Veränderung herbeiführen können wissen meine Teilnehmer jetzt auch.

Da bekomme ich letzte Woche von P. einen wundervollen Text, den ich auch dir gönne:

Das innere Kind und das emotionale Agieren – von Petra Vollenweider

Wie kommt es dazu, dass ich als erwachsener Mensch ein Essverhalten habe, das mir nicht guttut. Vielleicht dazu auch noch ein Kaufverhalten, das auffällig ist? Und eine Vermeidungshaltung, was Bewegung betrifft?

Ich beobachte mich selbst und finde nicht immer stimmig, was ich da gerade tue.

Besonders aufgefallen ist es mir eigentlich mal wieder beim Besuch einer kleinen Boutique mit meiner Freundin. Sie wollte shoppen …ratet mal wer die Boutique mehr bereichert hat. Ja zugegeben der rote! Ledermantel ist sensationell und sehe darin wirklich attraktiv, temperamentvoll, selbstbewusst, ….. Haalt Stopp! Ich spreche hier über ein Kleidungsstück. Ich habe also etwas anderes eingekauft als Bekleidung.

Wer geht da eigentlich einkaufen und welche Bedürfnisse werden erfüllt?

Ein kleiner Ausflug in meine Kindheit lohnt einer Betrachtung.

Eine Kindheit in den 60zigern war nicht gerade geprägt durch einen Überfluss an materiellen Gütern. Ich fühle förmlich noch kratzige Pullover auf der Haut und sehe noch die seltsamen Kleidungsstücke, die meine Großmütter für mich genäht haben. Mobbing war vorprogrammiert. Mein inneres Kind formte diese Sätze: „ Wenn ich hier rauskomme, lebend, dann gibt es nur noch schöne Klamotten. Das macht keiner mehr mit mir!“ Tja, und so kommen seit Jahren einige kleine teure Läden in den Genuss meines Geldes. Immer dort, wo der Geborgenheitsfaktor groß ist, wird auch gekauft. Das Kind ist zufrieden, die Erwachsene nicht so. Die würde gerne weniger ausgeben und einen minimalistischen Kleiderschrank besitzen. Alle Strategien inklusive des Entrümpelungsklassikers „Magic Cleaning“ von Marie Kondo haben wenig Chancen gegen das Kind. Es gewinnt immer wieder die Oberhand….Das Bedürfnis nach Gesehen werden und Schönheit ist einfach groß.

Tja und dann noch das Thema mit dem Essen. Auch ein Klassiker aus den 60zigern

„ Lass das Kind schreien, sonst verwöhnst du es“, gefolgt von „Iss deinen Teller leer“. Ganz ehrlich welches Kind verliert in diesem Spannungsfeld nicht den Zugang zu eigenen Bedürfnissen. Das kann ganz unterschiedlich in der Kompensation aussehen von zu wenig bis Zuviel essen. Bei mir war es dann immer etwas mehr, wenn etwas ausreichend zur Verfügung stand und ich es mochte. Und dann gab es da noch die vertrackte Situation, dass Essen oft als Trost eingesetzt wurde. Hingefallen: Schokolade, schlechte Note: Schokolade….

Eine komplexe Situation, die nicht einfach zu durchbrechen ist. Was und wieviel Essen brauche ich eigentlich? Warum greife ich bei Stress immer nach der Schokolade?

Dann hat die Erwachsene beschlossen, dass wir uns jetzt mal auf den Weg machen. 2 „Lebe leichter Kurse“ 2016. Super 25 kg abgenommen. Ich dachte jetzt passiert mir nichts mehr, nachdem ich 3 Jahre das Gewicht gehalten habe. Wie ist das mit der Demut? Denn leider kamen da die Stolpersteine: neuer Partner (erst mal super) und zunehmend pflegebedürftige Eltern. Das Leben kommt halt immer dazwischen. Bilanz waren dann Ende 2022 +14 kg, die schönen Klamotten passen nicht mehr und die Erkenntnis, dass das allein wohl nicht klappen würde. Erwachsene und Kind fühlten sich gleichermaßen nicht mehr wohl.

Also im Januar nach sehr langer Zeit habe ich dann wieder einen Kurs angefangen. Und eigentlich war schon mit der ersten Stunde klar, dass es klappen würde, da Heike Malisic ganz klar formuliert hat, dass das Programm funktioniert und sie an unseren Erfolg glaubt.

Ich glaube diese Sätze haben insbesondere auf dieser kindlichen Ebene gewirkt. Jemand glaubt an mich, wie hat das dem Kind in den 60zigern gefehlt?

In aller Demut nehme ich den Erfolg an, spüre, dass es mir und den kindlichen Anteilen besser geht. Und ja ich brauche Unterstützung. Ich brauche die Geschichten der anderen, ich muss hören, dass es hilfreiche Strategien gibt und immer wieder gibt es auch Stolpersteine. Es ist keine einmalige „Schlacht“, die gewonnen wird. Ich muss dranbleiben beim Essen, einkaufen, bewegen, damit es ein Leben ist, das ich bestimme und gestalte und nicht etwas durch das ich von unbewussten Motiven geleitet werde.

Insofern ist kaufen nicht nur kaufen und essen nicht nur essen.

Ich liebe es, wenn sich Menschen so reflektieren, und wenn ich ein bisschen dazu beitragen darf, dass du wieder an dich glaubst.

Meine nächsten Kurse starten am 18. April 2023

Petra ist wieder mit dabei. Du auch? Dann melde dich gerne an.

hm