Die Zugfahrkarte nach Bremen hatte ich schon vor ein paar Monaten gebucht. Das Versprechen, meine Mama mindestens 3 x im Jahr zu besuchen wollte ich einhalten. April und Mai musste ich absagen. Im Juli und September war ich dort. Beim Zugbuchen dachte ich noch nicht an einen Lockdown im Dezember.

Fahre ich, oder fahre ich nicht? Diese Frage stellte ich mir die letzten beiden Wochen mehrmals täglich. Meine Mutter gehört mit ihrer Krankheitsgeschichte zur Risikogruppe. Riskiere ich nicht ihr Leben, wenn ich sie nach sechst Stunden Zugfahrt inklusive Kontakt zu fremden Menschen besuche?

Mit ihr war nicht zu reden. Sie bestand auf meinen Besuch. „Weißt du, es liegt eh in Gottes Hand, wann ich sterben werde. Der da oben hat den genauen Plan. Und ich könnte mich auch beim Einkaufen anstecken. Und dann wäre es dir lieber gewesen, du hättest mich nochmal gesehen.“

Was für krasse Worte, was für unglaubliche Gedanken, was für eine Zeit……

Auf meinem Rückweg schrieb sie mir dann eine iMessage. Und da wusste ich, es war richtig hinzufahren.

Hallo meine Liebe,

die Zeit mit dir war wunderschön, das schönste  Weihnachtsgeschenk.

Ich danke dir für die schönen Stunden unseres Zusammenseins, deine Aufmerksamkeiten, unsere Unterhaltungen, deine Geschenke, das Özlem-Essen und dein Interesse an den alten Fotos. Hat mir rundum richtig gut getan.

Ich bin mächtig stolz auf dich, wie du dich im Laufe der Jahre so selbstbewusst entwickelt hast. Habe dich von Herzen lieb und umarme dich in Gedanken (ohne Maske).

Wünsche dir noch eine restliche angenehme Zugfahrt und grüße von mir den Rest deiner Familie.

Alles erdenklich Liebe und Gute, deine Mama

Hatte gleich mal ein paar Fotos aus dem Album abfotografiert.

Anfang der 80er:

 

hm