Was ich denn hier den ganzen Tag so mache, werde ich letztens gefragt. Ich poste ja nicht immer jeden Schritt und Tritt, den ich hier tue. Nur so ab und zu mal was.

Wo ich in einem von der Comune die Tresnuraghes angebotenem Flechtkurs sitze und meine ersten Flechtversuche unternehme. Eine sardische vom Aussterben bedrohte Handwerkskunst. Und ich dachte so, ach, das wollte ich schon immer mal sehen, wie das gemacht wird.

Wo ich mit einer Freundin zusammen Limoncello herstelle.

Wo ich mit meinem Hund am Strand liege, übrigens das einzige mal, seitdem ich hier bin ;-)

Wo ich bei unserer Gassirunde ein Foto vom Tal mit dem Meer im Hintergrund schieße.

Wo ich in der Strandbar mit meinem Mann bei Pizza und Aperol den Sonnenuntergang genieße.

Was ich nicht poste sind die Zeiten dazwischen.

Meine Mama sagt mir letztens am Telefon: „Arbeitet nicht so viel, ihr wollt ja auch Urlaub machen.“ Und ich schüttele den Kopf und sage ihr: „Mama, immer noch nicht. Es ist gerade gar kein Urlaub, wir leben hier. So wie in Deutschland auch.“ Mit weniger Regen und mehr Meer und Sonne.

Was also mache ich den ganzen Tag?

Ich wache morgens auf, ohne Wecker. Kaffee kochen, Bibellesen und beten, eine Lektion italienisch lernen mit Duolingo. Eine Runde mit dem Hund rausgehen. Zu Hause nochmal Kaffee, bis die Tasse leer ist stricken oder lesen.

Aufräumen und putzen, am Rechner die Mails beantworten, Beiträge und Newsletter schreiben, Bestellungen an den Verlag, Coachanliegen bearbeiten, Website bearbeiten, hin und wieder einen Artikel schreiben meine Lebe leichter Kursstunden vorbereiten, Unterricht an der SCN.

Montags wie immer mit Beate telefonieren, zweimal die Woche mit meiner Mutter, wöchentlich mit den Kindern. Einkaufen, kochen und alles was dazugehört. 3 – 4 mal laufe ich mit Aimi eine Hunderunde. Manchmal fahren wir runter zum Meer und ich lasse sie im Sand rennen. Oder fahre zusammen mit Freunden in einen Pinienwald, wo sie und der andere Hund auch rennen kann. Täglich muss ich sie bürsten weil sie hier extrem verfilzt. Schuld daran sind vor allen Dingen diese komischen Kletten von irgendwelchen Pflanzen, die hier wachsen.

Wir essen hier mittags kalt und abends warm. Lernen hier Woche für Woche neue Menschen kennen. Bauen gerade ein Netzwerk von neuen Bekanntschaften auf, wo sich einige zu Freundschaften entwickeln. Man trifft sich, und redet über Gott und die Welt, und nein, nicht immer trinken wir Aperol zusammen. Nur ab und zu ;-)

Hin und wieder klopft es an der Tür. Spontaner Besuch. Den haben wir hier öfter. Das ist hier so. Da biete ich etwas zu trinken an und stelle meistens noch bisschen Essen auf den Tisch. Mal Kuchen, mal Käse, mal Nüsse, mal Kräcker. Was so da ist. Pause von was auch immer, für den Besuch und für uns.

Sonntags treffen wir uns mit Freunden bei uns zum Gottesdienst online schauen. YouTube macht es möglich. Vorher backe ich manchmal Kuchen und koche Kaffee. Fast wie damals, als wir 2007 bei uns im Wohnzimmer Gemeinde gegründet haben.

Sonntags wird nie gearbeitet. Da gehen wir mal an den Strand. Mal mit den neuen Bekannten zum Essen, mal an den Strand, mal chillen wir zu Hause.

Ich lese, lerne, bete, rede, lache, arbeite und genieße das Leben.

Wir sind das Haus seit ein paar Jahren am Sanieren. Da kann sich eigentlich keiner wirklich richtig vorstellen, was hier manchmal für Schutt, Dreck und Unordnung herrscht. Das muss alles täglich wieder saubergemacht werden. Das ist RICHTIG VIEL Arbeit.

ABER: Stück für Stück wird es immer schöner. Gemütlicher. Komfortabler. Und dafür nehmen wir die zusätzliche Arbeit hier gerne in Kauf.

Wenn ich also über die Frage nachdenke, was ich den ganzen Tag mache. Eigentlich nichts anderes als in Deutschland. Bisschen mehr putzen. Bisschen weniger Termine. Und alles in allem etwas ruhiger.

hm